Finanziell frei sein – Achtung Neuwahlen stehen an
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– Fokus auf ungerechte Vermögensverteilung –
Bald stehen Neuwahlen an und ein Thema wird besonders heiß diskutiert – Das Ungleichgewicht zwischen Arm und Reich. Genauer gesagt, dass Menschen mit weniger Einkommen auch in Relation weniger zur Verfügung haben als reiche Menschen. Dabei kann ich zustimmen, dass Haushalte mit weniger Einkommen auch nur wenig Möglichkeiten haben sich etwas zu kaufen geschweige denn zu investieren, um dadurch seine Versorgungslücke im Alter zu schließen oder eben passives Einkommen aufzubauen, um finanziell frei zu sein oder einen höheren Lebensstandard zu genießen. Dabei möchte ich mal einen Vergleich anstellen, warum eine reiche Person aus Sicht der Kapitalanlage besser da steht als ein Arbeitsnehmer mit verhältnismäßig gutem Einkommen, um dann daraus ein Fazit oder Handlungsalternativen abzuleiten.
Die Möglichkeiten einer „reichen“ Person zu einem Angestellten
Stell dir vor, du möchtest Einkünfte aus investierten Kapitalvermögen in ETF-Anteilen von 60.000 EUR brutto. Damit eine Investition in ETFs p.a. 60.000 EUR vor Steuern an passiven Einkommen abwirft, ist zunächst mal die Frage, wie hoch musste denn dafür deine Investition gewesen sein. Angenommen, die Dividendenrendite würde bei 2 % p.a. liegen, dann wären stattliche 3.000.000 EUR nötig. Die Verzinsung erhältst du eigentlich aus dem Grund, weil du weißt, dass der Aktienmarkt keine Einbahnstraße ist. Somit ist dir klar, dass deine Investition in Höhe von 3 Mio. EUR auch an Wert verlieren könnte. Auf der anderen Seite wird dann mit dem Geld gearbeitet. Für den Vergleich spreche ich bewusst von 2 %, da du kein Spekulant oder kurzfristiger Trader und darum weniger an Kursteigerungen als auch -einbrüche interessiert bist. Schließlich ist dein Fokus nachhaltig passives Einkommen in Form einer Dividende.
Im Vergleich steht der Angestellte, welcher seine Freizeit in Geld eintauscht. Er bietet seine Leistung an und erhält dafür Lohn in Höhe von 60.000 EUR brutto p.a. Auch hier ist das Einkommen nicht sicher, denn du kannst jederzeit deine Anstellung verlieren.
Wo liegt der Unterschied
Da die Einkünfte aus Kapitalvermögen nur mit 25 % Abgeltungssteuer plus 5,5 % Soli belastet werden, müsste ein Angestellter im Gegenzug 42% plus 5,5 % Soli an Abgaben für Einkommen aus nichtselbständiger Tätigkeit leisten. Nachfolgende Zahlen zeigen, was in beiden Situationen am Ende für persönliche Zwecke zur Verfügung steht:
Steuerbelastung Kapitalvermögen: | 60.000 EUR x (25% x (1 + 5,5 %)) | 15.825 EUR |
Zur Verfügung stehendes Kapital nach Steuern: | 60.000 EUR – 15.825 EUR | 44.175 EUR |
Steuerbelastung Angestelltenverhältnis: | 60.000 EUR x (42% x (1 + 5,5 %)) | 26.586 EUR |
Zur Verfügung stehendes Kapital nach Steuern: | 60.000 EUR – 26.586 EUR | 33.414 EUR |
Würdest du demnach also das Risiko auf dich nehmen und 3. Mio. EUR an Ersparten in einen ETF mit einer jährlichen Dividendenrendite von 2 % zu investierten, hättest du eine geringere Steuerbelastung von rund 17,94 %. Bei einem gleichen Verdienst vor Steuern von 60.000 EUR würde das in absoluten Werten 10.761 EUR ausmachen.
Was das in Zeit bedeutet – Beleuchtung des Angestellten
Jetzt stell dir weiter vor, dass du für die 60.000 EUR im Anstellungsverhältnis 8 Stunden pro Tag arbeiten musst, um letztendlich die oben zu erzielenden 33.414 EUR netto zu erhalten. Bei ca. 220 Arbeitstagen im Jahr nach Abzug der Urlaubstage, kommst du auf 1.760 Stunden im Jahr. Würdest du im Umkehrschluss einen Einkommenssteuersatz bei Einnahmen aus nichtselbständiger Tätigkeit von 25 % plus 5,5 % Soli haben, dann müsstest du nur rund 45.384 EUR brutto verdienen, um 33.414 EUR netto zu erhalten. Wenn du also für 60.000 EUR brutto 1.760 Stunden arbeiten musstest, würdest du bei diesen Steuerverhältnissen dann nur rund 1.331 Stunden arbeiten. Leider gibt das aber unser Steuersystem nicht her.
Eine Grundsatzdiskussion – Auf die ich eigentlich nicht tiefer einsteigen möchte
Ob das Fair ist oder nicht, dass ist eine Grundsatzdiskussion. Denn letztendlich muss eine Person mit hohen Kapitalvermögen auch erst zu dem Geld gekommen sein, damit sie es in der Höhe hätte investieren können. Dies geschah durch harte Arbeit oder evtl. auch Erbschaft usw. Jedoch musste irgendwer irgendwie für diese 3 Mio. EUR arbeiten. Diese 3 Mio. EUR sind weiterhin schon nach Steuern, also musste irgendjemand schon wesentlich mehr in der Vergangenheit erspart haben als nur die 3 Mio. EUR netto. Das ein Angestellter mit 60.000 EUR brutto im Jahr nicht super reich wird, dass ist glaube ich jedem klar. Dazu bedarf es eben der Ausnutzung bestehender Gegebenheiten wie durch Tätigen von Immobilieninvestitionen, Aktien und häufig auch das Bestreiten des Unternehmertums. Das alles geschieht jedoch nie automatisch. Letztlich ist das Eingehen von Risiken erforderlich. Jeder muss so dann die Steuerung der Risiken vornehmen, hart arbeiten und vor allem Zeit investieren, um „Reich“ werden zu können. Aus meiner Sicht ist es falsch, sich nur auf oben genannten Aspekt der ungerechten Verteilung von Vermögen zu versteifen.
Ich möchte jedoch klarstellen, dass es viele andere Facetten unseres Systems gibt, welche ebenfalls unfair sind. Hier möchte ich jedoch nur Bezug zu oben erläuterten Thema nehmen.
Was du daraus tatsächlich mitnehmen solltest
Anstatt sich über die Ungerechtigkeit des Systems zu beschweren, sollte lieber versucht werden, diese Ungerechtigkeiten bzw. Chancen, welche das System bietet, zu nutzen.
Die Struktur, mit welcher ich sehr gut klar komme
Schon als Jugendlicher war mir klar, dass mein Fundament aus einem Anstellungsverhältnis kommt. Aufgrund von laufender Kostenoptimierung und Einkommenssteigerungen sollte mein Verhältnis zwischen Einnahmen und Ausgaben immer größer werden. Der so entstehende positive Cashflow sollte angespart werden in Aktien, um weiteren Cashflow zu genieren. Das dritte Standbein sollte dann das Immobilieninvestment sein. Immobilien haben den Vorteil, dass das Vermögen durch Einsatz von Fremdkapital noch schneller wachsen kann und es durch Mieter bezahlt wird. Das Vermögen aus Immobilien könnte ich so dann wieder in Kapital wandeln und in Kapitalanlagen wie bspw. ETFs stecken, um daraus wieder Dividenden zu erhalten. Die Grundidee war also, mehrere Einkommensströme aufzubauen, in welche ich aber so gut wie keine Zeit investieren muss (bis auf das Anstellungsverhältnis). Du siehst, dass die oben genannte Erläuterung einen geschlossenen Kreis darstellt. Sobald mein finanzielles Ziel erreicht ist, kann ich also entscheiden, ob ich mein Anstellungsverhältnis aufgebe, weniger oder eben überhaupt nicht mehr arbeite und ich nie von nur einem Einkommensstrom abhängig bin.
Überlegung aus oben aufgezeigter systemischer Ungerechtigkeit – Nutzen des Systems
Auch Einkommen aus Vermietung und Verpachtung wird, wenn du die Immobilien im Privatvermögen hältst, mit 42 % (abhängig von der Einkommenshöhe) plus Soli von 5,5 % besteuert. Um günstiger besteuert zu werden, könntest du nun
- Eine vermögensverwaltende Kapitalgesellschaft in vom einer GmbH gründen und die Immobilien aus dieser Gesellschaft heraus kaufen. Wenn dich das interessiert, dann solltest du auf diese Artikelreihe zurückgreifen. Oder
- Überlegen, wann du Immobilien verkaufst und das erlöste Kapital daraus in verzinste andere Investitionen steckst, welche nur 25 % Abgeltungssteuer plus 5,5 % Soli abverlangen. Unter der Annahme, du kaufst Immobilien im Privatvermögen, dann solltest du die 10 jährige Spekulationsfrist abwarten. In dieser Zeit bezahlt der Mieter fleißig dein Kredit ab und dein Vermögen steigt. Bei Verkauf erzielst du deinen ursprünglichen Kaufpreis oder mehr. Sollte der Kredit noch nicht vollständig zurückgezahlt sein, ist ein Teil des Verkaufserlöses an die Bank zu entrichten. Der übrig bleiben Betrag könnte nun für andere Investitionen wie bspw. in ETFs zur Verfügung stehen. Nachfolgend ein sehr vereinfachtes Beispiel, um es auf den Punkt zu bringen:
Achtung – Neuwahlen
Das Erläuterte bezieht sich auf die noch vorherrschende steuerrechtliche Situation. Aufgrund der Neuwahlen, welche dieses Jahr anstehen, kann es zu Änderungen kommen. So soll laut Wahlprogramm der CDU und auch der SPD die Abgeltungssteuer an den persönlichen Steuersatz angeglichen werden, womit die Differenz zwischen 25 % und 42 % geschlossen werden soll. Auch der Soli soll auf die eine oder andere Weise abgeschafft werden.